Weinstube Schilderwach

Durch einen Zufall kam die Händlerin Magdalena Augustin, die vor dem ersten Weltkrieg zum Fürther Stadtbild gehörte, zu ihrem Spitznamen. Ihr Schatz war ein braver Musketier und die beiden liebten sich innig. Die Magdalena ließ natürlich keine Gelegenheit vorübergehen, ihren Herzallerliebsten zu sehen.

Wenn er einmal auf Posten stand, dann war sie sicher nicht weit weg. So geschah es eines Tages, als sie wieder bei ihrem Posten stehenden Schatz war, dass plötzlich ein heftiger Gewitterregen niederprasselte, wohin in der Eile Zuflucht nehmen?

Der Schatz wusste Rat und Magdalena verschwand im Schilderhaus. Das wäre nun gar nichts Besonderes gewesen, hätte nicht jemand das Pärchen im trauten Zusammensein im Schilderhaus gesehen. Von diesem Tage an hieß die Händlerin Magdalena Augustin in Fürth nur noch „die Schilderwach“. Sie war damals 20 Jahre alt, aber der Spitzname blieb ihr bis zu ihrem Tod.

Sie hausierte mit Schuhwichse, Haarnadeln und Wischtüchern und war in ihrer ersten Ehe gut verheiratet. Doch die zweite Ehe, die sie nach dem Tod ihres Mannes schloss, wurde nicht sehr glücklich.

Ihr zweiter Mann war Schuster, mit dem sie in einem Wohnwagen hauste und ein rechtes Zigeunerleben führte. Nach dem Tod ihres zweiten Mannes besorgte sie sich das Hausierpatent für den Kleinhandel und erwarb mit der Zeit ein kleines Vermögen.

Sie versprach vielen Mitbürgern die Erbschaft, da sie sonst keine Erben hatte, und bekam dafür oft als „Vorschuss“ hier und da ein Mittagessen. Sie setzte sogar mit einem Mann einen Erbvertrag auf und dieser sorgte lange für ihren Unterhalt. Als sie auch hier den Vertrag eines Tages für ungültig erklären lassen wollte, gab es Krach und der Mann forderte von ihr 1000 Mark als Entschädigung.

Sie kam noch einmal glimpflich davon. Am 6. Juni 1918 starb die „Schilderwach“ im Alter von 74 Jahren.